Ist unser Gesundheitssystem wirklich krank?

(Oder deren Akteure?)

Wieder ein für die Medien willkommener Anlass, Vorwürfe gegen die Ärzteschaft erheben zu können. Es würde auf Druck der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) falsch diagnostiziert, d.h. eine schwerwiegendere oder chronische Erkrankung als tatsächlich vorliegend.  In solchen Fällen bekämen diese aus dem Strukturausgleich höhere Zuwendungen, weil sie aufgrund dieser Diagnosen eben mehr Risikopatienten unter ihren Beitragszahlern haben als andere. Geargwöhnt wird aber auch, dass die Kassen eine entsprechende Codierung zu ihren Gunsten den Ärzten besonders honorieren würden.

Der eigentliche Vorwurf richtet sich zunächst gegen die GKVen, zumal der Tatbestand aus ihrer Mitte, nämlich vom Vorstand der TK publik gemacht wurde (vgl. FAS vom Sonntag den 16.10.2016). Aber zugleich geraten dabei auch die Ärzte unter Generalverdacht der ungerechtfertigten Bereicherung. So müssen deshalb auch die Kassenärztlichen Vereinigungen die niedergelassenen Ärzte wieder einmal gegen pauschale Vorwürfe in Schutz nehmen, um das Vertrauen in die Ärzteschaft nicht weiter zu gefährden. (vgl. Süddeutsche Zeitung vom 17.102016) Es sei sogar nach Darstellung der KV Bayern eine „Unterstellung gegenüber der Ärzteschaft, die sachlich unbegründet ist und das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis massiv gefährdet“.

Wie bei vielen anderen Hinweisen auf Schwächen unseres Gesundheitssystems, würde auch hier die von uns wiederholt geforderte Transparenz im Gesundheitsmarkt einen wesentlichen Beitrag zur Lösung solcher Strukturprobleme erbringen. Der mündige Patient, der sich über seine Diagnosen und die damit verbundenen therapeutischen Leistungen im Klaren ist, in dem er vom Arzt  seines Vertrauens aufgeklärt wurde und sich zusätzlich auch entsprechende Informationen in seriösen Webportalen einholen kann, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung!

Beitrag von Dr. Wolfgang Marfels

Vorstandsmitglied ÄNEIS